Allgemein Fruchtbarkeit von Frau & Mann Spermienqualität

So wichtig ist das Mikrobiom im Sperma für die männliche Fruchtbarkeit

Unser Mikrobiom beeinflusst die Gesundheit und sogar die Fruchtbarkeit

Mehr und mehr ist in den vergangenen Jahren klar geworden, wie wichtig unser Mikrobiom für unsere Gesundheit ist. Ein recht neues und dabei hochinteressantes Forschungsgebiet ist auch das Mikrobiom im Sperma (der Samenflüssigkeit) und seine mögliche Verbindung zur männlichen Fruchtbarkeit. 

Das Sperma-Mikrobiom und die männliche Fruchtbarkeit

In fast 30 % der Fälle, in denen es einem Mann schwerfällt ein Kind zu zeugen, bleibt die eigentliche Ursache unerkannt. Diese Wissenslücke veranlasste nun Forscher, sich auch mit dem Mikrobiom der Samenflüssigkeit zu befassen. Die geheimnisvolle Welt unserer kleinsten Mitbewohner könnte möglicherweise der Schlüssel zu diesen ungeklärten Fällen darstellen, so die Hoffnung. Für die Studie wurden Männer rekrutiert, die ein Spermiogramm brauchten oder eine Beratung zur Vasektomie und die früher bereits einmal ein Kind gezeugt hatten.

Die Studie

Die Forscher analysierten die Samenqualität nach konventionellen Methoden. Zudem setzten sie modernste Next-Generation-Sequencing-Techniken ein, um die mikrobielle Zusammensetzung im Sperma zu entschlüsseln. Ihr Ziel war es, Mikroorganismen zu identifizieren, die mit Schwankungen der Spermienparameter in Verbindung stehen.

Forschungsergebnisse

Die Studie ergab verblüffende Zusammenhänge zwischen der Häufigkeit bestimmter Mikroorganismen und spezifischen Veränderungen der Spermienparameter:

Männer mit zu niedriger Spermienkonzentration wiesen in der Tat abweichende mikrobielle Muster auf. Die Forscher fanden eine höhere Menge von Pseudomonas stutzeri und Pseudomonas fluorescens, aber eine geringere Anzahl von Pseudomonas putida im Vergleich zu Männern mit normaler Spermienkonzentration.

Männer mit schlechter Spermienmotilität (Beweglichkeit) wiesen eine höhere Menge von Lactobacillus iners (9,4 %) auf als Männer mit normaler Spermienmotilität (2,6 %).

Bemerkenswert ist, dass Lactobacillus iners bereits anderweitig mit dem Thema Fruchtbarkeit in Verbindung gebracht worden ist. Es wurde dabei berichtet, dass diese Spezies das Auftreten von Entzündungen fördert.

Dies gibt neue Einblicke in den möglichen Mechanismus, durch den ein verändertes Mikrobiom zu Veränderungen der Samenqualität führen könnte:

Experten gehen davon aus, dass Veränderungen im Mikrobiom der Samenflüssigkeit ein entzündungsförderndes Milieu begünstigen. Dies könnte einer der Gründe dafür sein, dass in vielen Studien bei subfertilen Männern erhöhte Werte subklinischer Entzündungen und erhöhter oxidativer Stress festgestellt wurden.

Oxidativer Stress wirkt sich nachweislich nachteilig auf die Gesundheit der Spermien aus. Reaktive Sauerstoffspezies, die bei oxidativem Stress reichlich vorhanden sind, können die antioxidativen Abwehrmechanismen überwältigen und die Spermienmembran, die Energieproduktion und sogar die wertvolle DNA schädigen. Letztendlich führt dies zu einer Schädigung der Spermien, zu geringer Beweglichkeit und sogar zu DNA-Schäden, wodurch die Fruchtbarkeit erheblich sinkt.

Die Identifizierung von Mikroorganismen, die mit veränderten Spermienparametern in Verbindung gebracht werden können, ebnet den Weg für künftige Forschung und potenzielle Durchbrüche im Bereich der männlichen Reproduktionsgesundheit, und der vermutete zugrundeliegende Mechanismus unterstreicht einmal mehr die Notwendigkeit einer antioxidativen Kur für Patienten, die an idiopathischer Subfertilität leiden.

Dr B Wogatzky

Quellenangabe

Osadchiy V, Belarmino A, Kianian R, Sigalos JT, Ancira JS, Kanie T, Mangum SF, Tipton CD, Hsieh TM, Mills JN, Eleswarapu SV. Die Spermienmikrobiota ist bei Männern mit abnormalen Spermienparametern dramatisch verändert. Sci Rep. 2024 Jan 11;14(1):1068. doi: 10.1038/s41598-024-51686-4. PMID: 38212576; PMCID: PMC10784508..

Über den Autor

Dr. rer. nat. Birgit Wogatzky

Die Diplom-Biologin und Ernährungsexperting Dr. rer. nat. Birgit Wogatzky befasst sich seit vielen Jahren mit den Bedürfnissen von Kinderwunschpaaren. Für den „fruchtbarkeit-blog“ berichtet sie immer wieder in allgemein verständlicher Weise von aktuellen Forschungserkenntnissen rund um das Thema „Lifestyle und Ernährung bei Kinderwunsch.