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Kann Ihr Mikrobiom Ihre Endometriose beeinflussen?

das Darm Mikrobiom spielt eine wichtige Rolle bei Endometriose

Wussten Sie, dass das Mikrobiom Ihres Darms eine Schlüsselrolle bei Ihrer Gesundheit spielt – und möglicherweise auch bei der Behandlung von Endometriose? Neueste Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die nützlichen Bakterien in Ihrem Darm nicht nur Ihre Verdauung und das Immunsystem unterstützen, sondern auch den Verlauf von Endometriose beeinflussen können. Lesen Sie weiter, um zu erfahren, wie Sie Ihre Darmflora fördern und dadurch möglicherweise Ihre Symptome lindern können.

Was ist das Mikrobiom und warum ist es bei Endometriose so wichtig?

Das Mikrobiom umfasst alle Mikroorganismen, die in und auf unserem Körper leben – besonders im Darm. Diese nützlichen Bakterien unterstützen nicht nur die Verdauung und stärken unser Immunsystem, sondern helfen auch, Entzündungen im Körper zu reduzieren. Bei Frauen mit Endometriose haben Studien eine erhöhte Anzahl von krankheitserregenden Bakterien im Mund, der Vagina, im Stuhl und dem Gebärmutterhals gefunden, was auf ein gestörtes Gleichgewicht innerhalb des Mikrobioms hindeutet.

Das Mikrobiom und der Östrogen-Stoffwechsel

Für Endometriose-Patientinnen ist dabei besonders interessant, dass ein Teil unserer Darmbewohner auch an der Regulation des Östrogenspiegels beteiligt ist. Das hormonelle Gleichgewicht, insbesondere bezüglich Östrogen, ist nämlich entscheidend bei Endometriose.

Hormonelle Ungleichgewichte bei Endometriose einfach erklärt
Bei Frauen mit Endometriose gerät das Zusammenspiel der beiden wichtigen Hormone Östrogen und Progesteron aus dem Gleichgewicht:
Östrogen: Diese Gruppe weiblicher Sexualhormone ist entscheidend für die Entwicklung und Funktion der weiblichen Fortpflanzungsorgane. Es sorgt unter anderem dafür, dass die Gebärmutterschleimhaut während des Zyklus wächst und sich auf eine mögliche Schwangerschaft vorbereitet. Bei Endometriose regt Östrogen jedoch auch das Wachstum der Endometriose-Herde an, was die Beschwerden verschlimmern kann.
Progesteron: Dieses Hormon, auch als Gelbkörperhormon bekannt, spielt eine schützende Rolle. Es reguliert das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut, wirkt entzündungshemmend und hemmt das Wachstum von Endometriose-Herden. Bei Frauen mit Endometriose ist die Wirkung von Progesteron jedoch häufig gestört, wodurch es seine schützende Funktion nicht ausreichend erfüllen kann.

Infobox: Hormone und Endometriose

Das Zusammenspiel von Östrogen und Progesteron ist zentral für die Gesundheit der Gebärmutterschleimhaut. Bei Endometriose führt ein Ungleichgewicht dieser Hormone dazu, dass Östrogen das Wachstum von Endometriose-Herden fördert, während die hemmende Wirkung von Progesteron geschwächt ist. Dieses Wissen hilft, gezielte Behandlungen zu entwickeln, die die Hormone wieder ins Gleichgewicht bringen und die Beschwerden lindern können.

Darmbakterien stellen zwar selbst keine eigenen Östrogene her, aber sie beeinflussen, wie der Körper überschüssige Östrogene ausscheidet. Überschüssige Hormone und hormonähnliche Substanzen (z. B. aus der Nahrung, Kosmetik oder Medikamenten) müssen nämlich zuerst wasserlöslich gemacht werden, damit sie über Stuhl oder Urin ausgeschieden werden können. Dazu werden sie an Glucuronsäure gebunden, wodurch sie inaktiviert und ausscheidungsbereit sind.

Eine spezielle Bakteriengruppe im Darm spielt hier eine wichtige Rolle. Diese Bakterien produzieren das Enzym ß-Glucuronidase, das die Glucuronsäure wieder entfernt und die Östrogene reaktiviert. Dadurch können diese erneut über die Darmwand aufgenommen werden, anstatt ausgeschieden zu werden.

Ein gesundes Gleichgewicht dieser Bakterien ist deswegen essenziell für den Körper. Ist die Aktivität der ß-Glucuronidase nämlich zu hoch, werden mehr Östrogene zurück in den Körper aufgenommen, was zu einem Überschuss führen kann. Ist die Aktivität zu niedrig, kann dies zu einem Östrogenmangel führen. Eine gestörte Darmflora (Dysbiose) kann daher weitreichende Folgen für den Hormonhaushalt haben und (nicht nur) bei Endometriose zu einem hormonellen Ungleichgewicht beitragen.

 

Wie Sie Ihr Mikrobiom (nicht nur bei Endometriose) unterstützen können

Eine ausgewogene Ernährung ist der Schlüssel zu einer gesunden Darmflora und fördert das hormonelle Gleichgewicht, was wiederum der Endometriose guttut.  Hier sind einige Tipps, wie Sie Ihre guten Darmbakterien fördern können:

  • Gemüse und Obst: Eine bunte Vielfalt sorgt für eine Vielzahl an Nährstoffen und unterstützt das Wachstum nützlicher Bakterien.
  • Ballaststoffe: Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Leinsamen dienen als Nahrung für die guten Darmbakterien und fördern ihre Vermehrung. Studien zeigen, dass eine ballaststoffreiche Ernährung die Östrogenwerte im Blut senken kann.
  • Fermentierte Lebensmittel: Joghurt, Sauerkraut, Kimchi und Kefir enthalten Probiotika, die helfen, eine gesunde Darmflora aufzubauen.

Was das Mikrobiom schädigen kann

Genauso wichtig wie die Förderung der guten Bakterien ist es, schädliche Einflüsse zu vermeiden. Stress, eine unausgewogene Ernährung und der Einsatz von Antibiotika können das Mikrobiom negativ beeinflussen und die Balance stören.

Finden Sie Ihre Balance

Das Mikrobiom ist ein mächtiger Verbündeter für Ihre Gesundheit und könnte auch in der Behandlung von Endometriose eine entscheidende Rolle spielen. Teilen Sie Ihre Erfahrungen in den Kommentaren: Haben Sie Veränderungen in Ihrer Ernährung vorgenommen, die Ihnen geholfen haben?

Folgen Sie uns für weitere Tipps und Informationen rund um Endometriose und Gesundheit. Denken Sie daran: Eine gesunde Ernährung ist der erste Schritt zu einem besseren Wohlbefinden – und Ihr Darmmikrobiom und Ihre Endometriose werden es Ihnen danken! 💚

 

Quellenangaben

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Über den Autor

Dr. rer. nat. Birgit Wogatzky

Die Diplom-Biologin und Ernährungsexperting Dr. rer. nat. Birgit Wogatzky befasst sich seit vielen Jahren mit den Bedürfnissen von Kinderwunschpaaren. Für den „fruchtbarkeit-blog“ berichtet sie immer wieder in allgemein verständlicher Weise von aktuellen Forschungserkenntnissen rund um das Thema „Lifestyle und Ernährung bei Kinderwunsch.