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Gefahr für die Gesundheit und Fruchtbarkeit: Hohe Belastung mit Weichmacher bei Kindern entdeckt

Weichmacher finden sich in vielen Kunststoffen und stehen im Verdacht, Gesundheit und Fruchtbarkeit zu beeinträchtigen

Bestimmte Weichmacher stehen seit längerem im Verdacht, die Gesundheit, aber auch die Fruchtbarkeit schädigen zu können. Eine im Januar 2024 veröffentlichte Studie gibt Anlass zu Besorgnis.

Belastung durch Weichmacher steigend

Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) führt regelmäßig Untersuchungen zur Schadstoffbelastung von Kindern durch. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sind auf den Internetseiten des LANUV unter „Umwelt und Epidemiologie“ verfügbar.

Das Umweltbundesamt (Uba) schlägt aufgrund neuer Ergebnisse nun Alarm: In Deutschland wurde bei einer aktuellen Untersuchung des LANUV ein gefährlicher, Fruchtbarkeits-schädigender Weichmacher namens „MnHexP“ (Mono-n-hexyl-Phthalat) in zwei Drittel der Urinproben von 250 untersuchten Kindern gefunden. Bei Proben aus den Jahren 2017/18 waren es noch „nur“ 26 % der untersuchten Proben, in denen MnHexP gemessen werden konnte. Dieser Anteil stieg auf 61 % für Proben aus dem Zeitraum 2020/21. Besonders brisant: Obwohl MnHexP seit Jahren streng reglementiert und größtenteils verboten ist, taucht es weiterhin auf, und die Quelle bleibt bisher unbekannt.

Schädlich für die Gesundheit und die Fruchtbarkeit

Phthalate werden als Weichmacher Kunststoff-Produkten zugesetzt und können aus diesen freigesetzt werden und so zu einer Belastung führen. Der Weichmacher MnHexP zeigt laut Tierversuchen eine schädliche Wirkung auf die Fortpflanzungsorgane männlicher Föten im Mutterleib. Doch nicht nur für Ungeborene ist er gefährlich, auch für Erwachsene erhöht er das Risiko für Diabetes, Bluthochdruck und Fettleibigkeit, wie aus weiteren Tierversuchen hervorgeht.

Experten bezeichnen den Befund als „ein Problem größeren Ausmaßes“ und betonen, dass diese Substanz, ein Abbauprodukt des Weichmachers Di-n-hexyl-Phthalat (DnHexP), eigentlich gar nicht im menschlichen Körper vorhanden sein dürfte. Die Suche nach der Quelle ist eine richtige Detektivgeschichte.

Bereits seit Jahren verboten

Bereits seit 2013 ist der Einsatz von DnHexP nämlich in der EU verboten. Der Weichmacher darf seither nicht mehr in kosmetischen Mitteln, Lebensmittelkontaktmaterialien und Spielzeug verwendet werden. Man vermutet daher, dass der Weichmacher entweder durch importierte Produkte in die EU gelangt sein könnte oder durch Produkte, die bereits vor dem Verbot in der EU hergestellt wurden. Auch wenn es noch keine Hinweise auf größere verarbeitete Mengen gibt, kann man diese Möglichkeit leider nicht ausschließen.

Gemäß vorläufiger Untersuchungen des Umweltbundesamtes besteht eine potenzielle Verbindung zwischen der Belastung durch MnHexP und bestimmten kosmetischen Produkten, insbesondere Sonnenschutzmitteln. Die genaue Herkunft dieses Schadstoffs ist derzeit noch Gegenstand intensiver Untersuchungen, wobei das Umweltbundesamt eng mit EU-Behörden zusammenarbeitet, um weitere Erkenntnisse zu erlangen.

Trotz der aktuellen Unsicherheiten warnen Experten davor, auf Sonnenschutzmittel zu verzichten, um das Risiko einer erhöhten Hautkrebsgefahr zu vermeiden. Sie können den Gebrauch aber reduzieren, indem Sie sich bevorzugt im Schatten aufhalten und die Haut durch geeignete Kleidung schützen.

Wie schützen?

Während Forscher fieberhaft auf der Suche nach der Quelle dieses Weichmachers sind, können Sie im Alltag einiges zum Schutz Ihrer Gesundheit und der Ihrer Kinder beitragen. Machen Sie sich klar, dass bei der Herstellung der allermeisten Kunststoffe Weichmacher Verwendung finden. Fast alle davon sind nicht gerade gesundheitsförderlich. Verwenden Sie daher bevorzugt Glasgefäße statt Kunststoff, kaufen Sie Waren unverpackt, wenn es möglich ist und erhitzen Sie Speisen nicht in Kunststoffbehältern (dabei setzen sich Weichmacher besonders leicht frei). Reinigen Sie Kunststoffprodukte vor einer ersten Verwendung gründlich und greifen Sie bei Kosmetika bevorzugt zu Naturprodukten. Besonders Schwangere sollten diese Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit und Fruchtbarkeit Ihrer Nachkommen beherzigen.

Quelle

https://www.lanuv.nrw.de/fileadmin/lanuv/gesundheit/pdf/2024/2024-01_Nachuntersuchung_DnHexP.pdf

Über den Autor

Dr. rer. nat. Birgit Wogatzky

Die Diplom-Biologin und Ernährungsexperting Dr. rer. nat. Birgit Wogatzky befasst sich seit vielen Jahren mit den Bedürfnissen von Kinderwunschpaaren. Für den „fruchtbarkeit-blog“ berichtet sie immer wieder in allgemein verständlicher Weise von aktuellen Forschungserkenntnissen rund um das Thema „Lifestyle und Ernährung bei Kinderwunsch.