Wie sieht es aus mit Kaffee, Latte Macchiato oder Espresso, wenn man sich Nachwuchs wünscht? Ist das enthaltene Koffein schädlich bei Kinderwunsch und sollte man der Fruchtbarkeit zuliebe sogar ganz darauf verzichten?
Immer wieder liest man, dass der Lebensstil und die Ernährung einen großen Einfluss nicht nur auf die Gesundheit im Allgemeinen, sondern auch auf die Fruchtbarkeit habe. Das ist grundsätzlich zu 100% richtig und daher ist es super, dass immer mehr Paare sich über diesen Punkt Gedanken machen und sich ausgiebig informieren. Geht das allerdings um den heiß geliebten Kaffee, so sind die Informationen, die man findet, oft widersprüchlich.
Kaffee und Fruchtbarkeit: Der Stand der Forschung kurz zusammengefasst
Ich habe hier für Sie einmal den aktuellen Stand der Forschung zusammengefasst. Die gute Nachricht für alle Kaffee-Fans vorneweg: Der leckere Morgenkaffee und Kinderwunsch schließen sich gegenseitig nicht aus. Allerdings: die Dosis macht das Gift. Während ein moderater Kaffee-Konsum unproblematisch ist, so scheint die Sache bei exzessiven Kaffee-Trinkern schon anders auszusehen. Auch reagiert nicht jeder Mensch gleich auf dieselbe Menge Koffein. So haben Forscher herausgefunden, dass es unterschiedliche genetische Varianten bei wichtigen Enzymen des Koffeinstoffwechsels gibt, die dazu führen, dass Menschen Koffein unterschiedlich schnell verstoffwechseln. Als Grenzwerte, ab denen ein negativer Effekt auftritt, werden am häufigsten zwischen 300 und 500 mg Koffein am Tag genannt.
Damit Sie einmal eine Vorstellung davon erhalten, wieviel Ihres Lieblingsgetränkes das ungefähr entspricht, habe ich Ihnen hier einmal eine Tabelle mit den durchschnittlichen Koffeingehalten mitgebracht:
Tasse Filterkaffee | 125 ml | 80-120mg Koffein |
Tasse Instantkaffee | 125 ml | 100 mg Kofffein |
Tasse entkoffeinierter Kaffee | 125 ml | 3 mg Koffein |
Espresso | 50 ml | 50 -100 mg Koffein |
Latte macchiato (Basis 1 Espresso) | 200ml | 50 -100 mg Koffein |
Becher Schwarzer Tee | 250 ml | 70 mg Koffein |
Becher Grüner Tee (nicht Kräutertee!) | 250 ml | 66 mg Koffein |
Becher Kakao | 250 ml | 16 mg Koffein |
Energydrink | 250 ml | 80 mg Koffein |
Glas Cola | 200 ml | 30 -70 mg Koffein |
Zartbitterschokolade | 100g | 10 – 80 mg Koffein |
Milchschokolade | 100g | 15 – 20 mg Koffein |
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ernährung/ Stiftung Warentest
Koffein und weibliche Fruchtbarkeit
Bei Frauen mit Kinderwunsch wurde in Studien festgestellt, dass starke Kaffee-Trinkerinnen länger auf eine Schwangerschaft warten müssen, also solche, die nur wenig Kaffee und Tee trinken.
Unklar war dabei lange Zeit, inwieweit das Koffein im Kaffee selbst schuld ist, oder ob ein hoher Kaffeekonsum nicht vielmehr auch ein Anzeichen eines anderweitig anstrengenden und schädlichen Lebensstils sein kann.
Heute ist durch Untersuchungen an Mäusen bekannt, dass das im Kaffee enthaltene Koffein die Muskelaktivität im Eileiter verringern kann. Dies kann die Fruchtbarkeit einer Frau beeinträchtigen, denn nach der Befruchtung erfolgt der Transport der Eizelle nicht nur über einen in Richtung Gebärmutter gerichteten Flüssigkeitsstrom auf feinen Flimmerhärchen, sondern zusätzlich auch über Muskelaktivität in der Eileiterwand.
In Versuchen an Labormäusen konnte gezeigt werden, dass Koffein die Aktivität spezialisierter Schrittmacherzellen in der Muskelwand der Eileiter senkt. Diese Schrittmacherzellen sind für die muskuläre Funktion des Eileiters entscheidend. Auf diese Weise könnte es dazu kommen, dass Frauen mit hohem Kaffeekonsum häufiger Probleme haben, schwanger zu werden.
Koffein in der Schwangerschaft
In der Schwangerschaft kann Koffein die Plazentaschranke ungehindert passieren. Das führt dazu, dass das ungeborene Kind ebenso wie die Mutter durch den Kaffee angeregt wird, sodass der natürliche Biorhythmus von Wachen und Schlafen verändert wird. Außerdem scheint ein starker Koffeinkonsum auch das Risiko für frühe Schwangerschaftsverluste zu erhöhen und ist mit einem geringeren Geburtsgewicht assoziiert. Daher wird empfohlen, in der Schwangerschaft ganz auf Koffein zu verzichten.
Koffein und männliche Fruchtbarkeit
Auch bei Männern mit Kinderwunsch scheint es so zu sein, dass ein moderater Kaffeekonsum völlig unproblematisch ist. Sehr große Mengen an Kaffee, aber auch Energydrinks oder Koffein-haltige Limonaden wirkten sich hingegen schädlich aus auf die wichtigsten Spermienparameter wie Spermienmenge und Spermienkonzentration im Ejakulat. Koffein kann die Blut-Hoden Schranke überwinden und kann sogar in der Samenflüssigkeit nachgewiesen werden. Männer, die sehr viel Kaffee trinken, haben häufiger Spermien mit verschiedenen Schädigungen der Spermien-Erbinformation.
Jedoch ist unter Experten nicht unumstritten, inwieweit es der Kaffee selbst ist, der die schädigende Wirkung hat, oder es nicht vielmehr so ist, dass Männer, die sehr viel Kaffee und / oder Energydrinks zu sich nehmen, generell einen hektischen, stressigen und überhaupt ungesunden Lebensstil haben, der dann zu den negativen Effekten führt.
Damit es gelingt, den Kaffee-Konsum zu reduzieren, hier eine kleine Anregung zu Nachdenken: Gehörten Sie bislang zu denen, die ständig an der Kaffeemaschine standen, dann fragen Sie sich vielleicht selbst einmal, warum?
- Fehlt Ihnen vielleicht dringend benötigter Schlaf? -> Dann wäre es wichtig, dafür zu sorgen, dass Sie ihre eigentlichen Bedürfnisse befriedigen und den Schlaf, den Sie benötigen auch bekommen.
- Oder handelt es sich um ein liebgewordenes Ritual, das kleine Pausen im hektischen Alltag ermöglicht? -> Könnte dies vielleicht auch ein anderes Getränk für Sie tun?
- Was war bisher Ihr Grund dafür, mehr Kaffee zu trinken als gut für Sie und Ihre Fruchtbarkeit ist?