Sie stecken in Duschgels, Shampoo, Creme oder Zahnpasta. Parabene finden sich häufig in Kosmetikprodukten aller Art. Jedoch werden sie über die Haut in den Körper aufgenommen, wirken dort wie weibliche Hormone und greifen damit in den Hormonhaushalt ein.
Eingesetzt werden sie dennoch, da sie ein günstiges Konservierungsmittel sind. In unterschiedlichen Varianten, mit unterschiedlichen Namen schützen sie zuverlässig vor Keimbefall. Ganz klar ist: Moderne Kosmetika kommen nicht ohne Konservierungsstoffe aus – andernfalls wären sie schnell von Keimen besiedelt, was mit immensen gesundheitlichen Risiken für den Verbraucher einhergehen würde.
Kritiker befürchten schädliche Wirkung
Doch immer mehr geraten Parabene in den Fokus der Kritik, denn Verbraucherschützer befürchten, dass sie in den heute aufgenommenen Mengen und Kombinationen schädlich sein könnten.
Besonders Patienten mit bestimmten hormonbedingten Krebsarten wie Brust-, Prostata- und Hodenkrebs wird häufig zur Vermeidung von parabenhaltigen Kosmetika geraten. Aber auch Föten im Mutterleib, Kleinkinder und Pubertierende sollten hormonell wirksamen Chemikalien nicht zu stark ausgesetzt sein. Erst vor kurzem konnte von einer amerikanischen Forschungsgruppe um Dr Kim Harley gezeigt werden, dass eine starke Belastung mit Parabenen mit einem früheren Einsetzen der Pubertät bei Mädchen einhergehen kann. Wie sieht es nun aber aus bei Kinderwunsch? Gibt es hier Informationen?
Parabene und Fruchtbarkeit
Sicher ist: Bei vielen Männern und Frauen in Kinderwunschkliniken lassen sich Anreicherungen von Parabenen nachweisen. Kritiker machen diese Beobachtung für einen Rückgang der Spermienqualität verantwortlich. Ganz klar: Wenn es um die Zeugungskraft eines Mannes geht, das sagt schon der gesunde Menschenverstand, können hohe Mengen einer Substanz, die weiblichen Hormonen ähnelt, nicht wirklich vorteilhaft sein. Zwar konnte ein ursächlicher Zusammenhang bislang in Studien nicht eindeutig bewiesen, aber ebenso wenig eindeutig widerlegt werden.
Auch bei Frauen geben Untersuchungen Hinweise auf Einflüsse auf die Fruchtbarkeit durch Parabene. Eine Übersichtsarbeit im renommierten Fachmagazin Human Fertility fasste 2019 zusammen, welche Auswirkungen bereits beobachtet werden konnten: So ergaben verschiedene Untersuchungen, dass Parabene die Anzahl antraler Follikel sowie die klinischen Schwangerschafts- und Lebengeburtraten bei Frauen beeinflussen konnten.
Parabene vermeiden
Experten raten daher, Kosmetika ohne Parabenen den Vorzug zu geben. Das ist gar nicht schwer und zeigt schnell Wirkung.
Die nachweisbare Belastung im Körper sinkt nach 3 Tagen ohne parabenhaltige Produkte um fast ein Drittel.
Dr Kim Harley, ESHRE Keynote Lecture 2020
In Deutschland, Österreich und der Schweiz können Verbraucher mit Hilfe der ToxFox-App des BUND schnell und einfach bereits beim Einkauf herausfinden, ob ein Produkt Parabene enthält. Ein einfacher Scan des Produktcodes genügt und die App zeigt an, ob Parabene enthalten sind, denn im Kleingedruckten auf der Packung sind sie oft schwierig zu entdecken. Der am häufigsten verwendete hormonell wirksame Stoff Methylparaben ist immerhin in nahezu jedem vierten Produkt enthalten.
Klassische Naturkosmetik enthält übrigens grundsätzlich keine Parabene und stellt daher eine geeignete Alternative dar.
Quellenangaben:
http://www.bund.net/toxfox
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