Die Vagina ist ein sehr starkes, schlauchartiges, und extrem elastisches Muskelorgan, das die äußeren Vaginalorgane mit der Gebärmutter verbindet. Der pH-Wert in der Vagina reicht für den größten Teil des Menstruationszyklus von 3,8 bis 4,5 und ist somit leicht sauer. Er bildet eine wichtige Barriere für Schadorganismen. Während des Eisprungs bewegt sich der pH-Wert in den Bereich von über 7, wodurch sich günstige Bedingungen für die Empfängnis ergeben. In der Vagina leben viele Arten von gesundheitsförderlichen Bakterien, von denen die meisten zur Gruppe der Laktobazillen gehören.
Vaginale Gesundheit und Fruchtbarkeit
Die Forschung untersucht zunehmend den wichtigen Einfluss der Zusammensetzung und Struktur der in der Scheide lebenden mikrobiellen Gemeinschaften auf die Reproduktionsgesundheit und die Fruchtbarkeit.
Eine bakterielle Vaginose (BV) ist die häufigste Erkrankung des Genitaltrakts bei Frauen im gebärfähigen Alter und ist gekennzeichnet durch eine Verschiebung von einer gesunden Scheidenflora, die von säureproduzierenden Bakterien dominiert wird (gesunde Bakterien wie Laktobazillen), zu einer Vagina, die von ungesunden Bakterien dominiert wird. Das auffälligste Symptom von BV ist ein starker fischartiger Vaginalgeruch, aber einige Frauen mit BV sehen auch eine erhöhte Menge an Ausfluss, der eine graue Farbe aufweist.
Eine bakterielle Vaginose (BV) ist bei unfruchtbaren Frauen dreimal häufiger als bei fruchtbaren Frauen
BV und andere Infektionen im Allgemeinen können die Fruchtbarkeit auf verschiedene Weise verringern:
– Erhöhung der Entzündungswerte und der Aktivität des Immunsystems, wodurch eine ungünstige Umgebung für die Fortpflanzung entsteht.
– Schädigung an Spermien und Vaginalzellen
– Beeinträchtigung der Produktion von gesundem Zervixschleim während des Eisprungs.
– Blockieren der Eileiter durch Narbengewebe aufgrund von Infektionen, sodass sich Sperma und Ei nicht treffen können.
Sobald eine Schwangerschaft eingetreten ist, ist die bakterielle Vaginose zudem mit einem zweifachen Anstieg des Risikos eines frühen Schwangerschaftsverlusts nach einer IVF verbunden.
Bei Frauen mit BV während der Schwangerschaft besteht weiterhin möglicherweise ein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten, Frühgeburten und Komplikationen mit niedrigem Geburtsgewicht beim Neugeborenen sowie für Infektionen nach der Geburt.
Daher ist die Berücksichtigung der vaginalen Gesundheit ein wichtiger Aspekt eines Lebensstils, der eine gesunde Fruchtbarkeit fördert.
Lernen Sie Ihren Körper auch im Intimbereich kennen, beobachten Sie, wie sich Ihre normale Vagina anfühlt, wie Sie riecht und wie der Ausfluss aussieht. Achten Sie auf Veränderungen und wenn Sie Änderungen bemerken, die Sie beunruhigen, zögern Sie nicht, damit zu Ihrem Frauenarzt zu gehen. Auch gibt es ein paar einfache Schritte, um die Gesundheit der Vagina zu erhalten und Probleme von vorneherein zu verhindern.
Wie man die vaginale Gesundheit erhält
Verwenden Sie Antibiotika nur, wenn es gar nicht anders geht
Die vaginale Gesundheit korreliert mit dem Vorhandensein guter Bakterien, und Antibiotika töten gute Bakterien zusammen mit denjenigen ab, gegen die sie eigentlich eingesetzt werden. Daher sollten Antibiotika nur dann eingesetzt werden, wenn dies unbedingt erforderlich ist.
Sanfte Intimhygiene
Die Vagina ist größtenteils selbstreinigend. Ein normaler Ausfluss aus der Scheide hilft, die Scheide zu reinigen, bildet eine Schutzbarriere und fördert die natürliche Fruchtbarkeit. Dennoch können vaginale Veränderungen, die durch Geschlechtsverkehr, Menstruation und Hormonschwankungen verursacht werden, dazu führen, dass Sie gerne eine sanfte Reinigung vornehmen würden. Vermeiden Sie dann starke Seifen, handelsübliche Vaginalduschen und oder Reiniger mit künstlichen Düften. Auch ätherische Öle sind nicht zu empfehlen. Verwenden Sie statt dessen zur Reinigung reines Wasser und kleine Mengen eines milden Intimwaschmittels, das in der Zusammensetzung und dem pH-Wert möglichst dicht an die natürliche Vaginalumgebung angepasst ist.
Rauchentwöhnung
Eine amerikanische Studie aus dem Jahr 2018 hat ergeben, dass Frauen, die rauchen, Veränderungen im vaginalen Mikrobiom aufweisen und möglicherweise anfälliger für urogenitale Infektionen sind. Neben all den anderen Problemen, die das Rauchen für Sie, Ihre Fruchtbarkeit und die Gesundheit Ihres zukünftigen Kindes mit sich bringen kann, ist dies ein guter weiterer Grund, schnellstmöglich mit dem Rauchen aufzuhören.
Ernährung
Auch mit Ihrer Ernährung können Sie dazu beitragen, Ihre vaginale Gesundheit zu schützen. Die Wissenschaft hat gezeigt, dass alle Lebensmittel, die zur Förderung der Darmgesundheit beitragen, auch zu einem gesunden Gleichgewicht der Vaginalbakterien beitragen können. Kombinieren Sie Präbiotika und Probiotika in Ihrer täglichen Ernährung, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Einfach ausgedrückt versteht man unter Präbiotika solche Ballaststoffe, die nur von unseren „guten“, gesundheitsfördernden Bakterien verwendet werden können. Gute Quellen für Präbiotika sind beispielsweise Pastinaken, Spargel, Knoblauch, Zwiebeln, Lauch, Hafer und Roggen. Es ist nicht schwierig, diese Lebensmittel in die tägliche Ernährung zu integrieren. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Haferflockenmüsli oder Haferbrei zum Frühstück, einem leckerer Salat mit Spargelspitzen zum Mittagessen und abends einer Kürbis-Pastinaken-Suppe?
Unter Probiotika versteht man lebende Mikroorganismen, die resistent genug sind, um den Verdauungsprozess im Magen und Dünndarm zu überstehen und den Darm und die Vagina zu erreichen. Lebensmittel, die viele Probiotika enthalten, sind Joghurt (mit lebenden Kulturen), Kefir, Sauerkraut, Miso, Kombucha, Tempeh und Kimchi.
Sie können die vaginale Gesundheit weiter unterstützen, indem Sie verarbeitete Lebensmittel, Zucker sowie ein Übermaß an Fleisch und Milchprodukten vermeiden. Auf der anderen Seite sollten Sie darauf achten, dass Sie genug gesunde Fette wie solche aus Nüssen, Olivenöl und Avocados sowie ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen.
Quellen
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García-Velasco JA et al. What fertility specialists should know about the vaginal microbiome: a review. RBM online 2017;35:103–112
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Nelson TM et al. Cigarette smoking is associated with an altered vaginal tract metabolomic profile. SSci Rep 2018 Jan 16;8(1):852.
Toller Artikel, vielen Dank!
Vielen Dank für das nette Feedback!