Was haben Susan Sarandon, Whoopi Goldberg, Lena Dunham und Daisy Ridley gemeinsam? Sie alle haben öffentlich gemacht, dass sie an Endometriose erkrankt sind. Weltweit ist etwa jede zehnte Frau im gebärfähigen Alter betroffen – viele davon leiden jahrelang, bevor sie eine klare Diagnose erhalten.
Endometriose
Medizinisch gesehen handelt es sich bei Endometriose um das Wachstum gebärmutterschleimhautähnlichen Gewebes außerhalb der Gebärmutter. Dieses kann Entzündungen, Schmerzen, Verdauungsprobleme, Verwachsungen und nicht selten einen unerfüllten Kinderwunsch verursachen. Der Weg zur Diagnose ist oft lang und belastend – körperlich, emotional und psychisch.
Schmerz
Für viele Endometriose-Patientinnen, die regelmäßig starke Schmerzen haben, kommt es nicht nur zu körperlichen Beeinträchtigungen. Die vielen Schmerzen erzeugen auch einen erheblichen psychologischen und emotionalen Druck. Immer wieder nicht voll leistungsbereit zu sein, führt zu einer Vielzahl von Problemen bei der Arbeit und im Privatleben. Zudem dauert es oft sehr lange, bis frau eine zuverlässige Diagnose erhält.
Wenn alles, was du kennst, Schmerz ist, weißt du nicht, dass das nicht normal ist. Es ist nicht das Los einer Frau zu leiden, auch wenn wir auf diese Weise erzogen wurden.
Es ist nicht in Ordnung, einen Teil des Lebens wegen Schmerzen und übermäßiger Blutungen zu verpassen.
Es ist nicht in Ordnung, zwei bis drei Tage im Monat bettlägerig zu sein
Es ist nicht in Ordnung, Schmerzen beim Sex zu haben
Es ist nicht in Ordnung, Blähungen oder Übelkeit zu haben.
Ms Susan Sarandon
Selbst-Empowerment durch Selbstmanagement
Selbst wenn die Diagnose endlich da ist, so bleibt die Krankheit doch chronisch und der Behandlungserfolg ist begrenzt. Viele Frauen wollen die Krankheit selbst unter Kontrolle haben, und sie suchen nach Instrumenten, um dies zu tun. Selbstmanagement ist ein wichtiges Mittel, um sich wieder mehr in Kontrolle über seine Situation zu fühlen. Laut einer australischen Umfrage verwenden bis zu 76% der Frauen mit Endometriose Selbstmanagementstrategien, die aus einer Kombination verschiedener Ansätze wie beispielsweise Meditation, Bewegung und Ernährungsanpassung bestehen (Armour et al., 2019).
Ich muss wirklich gut darauf achten, 8 Stunden Schlaf pro Nacht zu bekommen, Alkohol und Zucker zu begrenzen und einmal pro Woche Akupunktur zu bekommen.
ESPN-Moderatorin Molly Qerim in einem Interview 2018 für den Blog The Blossom der Endometriosis Foundation of America.
Selbst-Empowerment beginnt mit Wissen
Auch wenn Sie vielleicht normalerweise kein großer Fan von Biochemie sind, mehr über die molekularen Mechanismen zu lernen, die zu Endometriose und Endometriose-bedingten Schmerzen beitragen, kann Ihnen helfen, Ihr Wohlbefinden erheblich zu verbessern!
Prof. Annemiek Nap aus den Niederlanden gibt zu, dass die Gründe für das Auftreten einer Endometriose bislang leider noch nicht vollständig aufgeklärt ist (Huijs und Nap, 2020). Die am weitesten verbreitete Theorie ist die der retrograden Menstruation. Danach kann Endometriose dadurch auftreten, dass Menstruations“abfälle“ in die Bauchhöhle gelangen und sich dort festsetzen (Sampson, 1927). Jedoch leiden nicht alle Frauen mit retrograder Menstruation an Endometriose und es wird angenommen, dass verschiedene genetische, immunologische, ökologische und hormonelle Faktoren ebenfalls an der Entwicklung der Endometriose beteiligt sind (Huijs und Nap, 2020).
Oxidativer Stress
Ein spannender Aspekt in der aktuellen Forschung ist der sogenannte oxidative Stress. Dabei handelt es sich um ein Ungleichgewicht zwischen schädlichen Sauerstoffverbindungen (freien Radikalen) und schützenden Antioxidantien im Körper. Dieses Ungleichgewicht ist bei Frauen mit Endometriose häufig stark ausgeprägt.
Studien zeigen: Je stärker der oxidative Stress, desto schwerer sind oft auch die Beschwerden. Es entsteht ein Teufelskreis, in dem Entzündungen oxidativen Stress verstärken – und dieser wiederum die Endometriose vorantreibt.
Wie oxidativer Stress Schmerzen verstärken kann
Professorin Nalini Santanam von der Marshall University (USA) fand heraus, dass bestimmte durch oxidativen Stress veränderte Lipoproteine in der Bauchflüssigkeit die Schmerzrezeptoren rund um Endometrioseherde besonders stark reizen. Das bedeutet: Oxidativer Stress kann direkt zu stärkeren Schmerzen führen.
Antioxidantien – natürliche Unterstützung für mehr Wohlbefinden
Antioxidantien sind Stoffe, die freie Radikale abfangen und neutralisieren können. Sie kommen in vielen Lebensmitteln vor – etwa in frischem Obst und Gemüse, Nüssen und Samen. In mehreren Studien zeigte sich, dass eine gezielte Versorgung mit Antioxidantien bei Endometriose-Betroffenen zu einer spürbaren Linderung der Beschwerden führen kann.
In einer Untersuchung gaben 43 % der Teilnehmerinnen nach einer Antioxidantien-Kur an, weniger chronische Schmerzen zu verspüren. Regelschmerzen besserten sich bei 37 %, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr bei 24 %. In der Placebo-Gruppe zeigten sich deutlich weniger Verbesserungen – und Nebenwirkungen wurden keine beobachtet.
Was Sie selbst tun können
Auch wenn die Erkrankung komplex ist – viele Frauen mit Endometriose berichten von positiven Erfahrungen durch eine gezielte, entzündungshemmende Ernährung. Erste Schritte können sein:
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Der regelmäßige Verzehr von frischem, saisonalem Obst und Gemüse
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Der bewusste Griff zu Nüssen, Samen und hochwertigen Pflanzenölen
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Eine gezielte Ergänzung durch Mikronährstoffpräparate mit antioxidativer Wirkung
Fazit: Kleine Veränderungen mit großem Potenzial
Endometriose ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die das Leben stark beeinflussen kann. Doch Wissen und Selbstfürsorge geben Ihnen die Möglichkeit, aktiv zu Ihrem Wohlbefinden beizutragen. Antioxidantien stellen dabei eine vielversprechende, natürliche Unterstützung dar – sanft, alltagstauglich und ohne bekannte Nebenwirkungen.
Quellenangaben
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Armour M, Sinclair J, Chalmers KJ, Smith CA. Self-management strategies amongst Australian women with endometriosis: a national online survey. BMC Complement Altern Med. 2019 Jan 15;19(1):17. doi: 10.1186/s12906-019-2431-x. PMID: 30646891; PMCID: PMC6332532.
Huijs E, Nap A. The effects of nutrients on symptoms in women with endometriosis: a systematic review. Reprod Biomed Online. 2020 Aug;41(2):317-328. doi: 10.1016/j.rbmo.2020.04.014. Epub 2020 May 15. PMID: 32600946.
Lete I, Mendoza N, de la Viuda E, Carmona F. Effectiveness of an antioxidant preparation with N-acetyl cysteine, alpha lipoic acid and bromelain in the treatment of endometriosis-associated pelvic pain: LEAP study. Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol. 2018 Sep;228:221-224. doi: 10.1016/j.ejogrb.2018.07.002. Epub 2018 Jul 6. PMID: 30007250.
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