Allgemein Fruchtbarkeit von Frau & Mann

Oxidativer Stress, Epigenetik und Fruchtbarkeit

Spermien auf dem Weg zur Eizelle

Epigenetik ist „in“

Bei der Epigenetik handelt es sich zur Zeit um einen der angesagtesten Forschungsbereiche der Naturwissenschaften. Und das liegt nicht zuletzt daran, dass Fachleute sicher sind, dass epigenetische Forschung weitreichende Bedeutung für viele Bereiche der Biologie, ein riesiges Potential für die Medizin und bedeutende Implikationen für unser Verständnis einer gesunden Fruchtbarkeit haben wird.
Cath Ennis ist eine in Vancouver lebende Projektmanagerin und schreibt viele Forschungsanträge auf diesem Gebiet. Sie erklärt Epigenetik sehr anschaulich folgendermaßen:

Bei der Epigenetik handelt es sich um eine zusätzliche Informationsebene, die auf die DNA Sequenz (gekennzeichnet durch die Abfolge der Basen A, C, G und T) aufgebracht wird.
Wenn Sie sich die DNA Sequenz als den Text einer Bedienungsanleitung für die Erstellung eines menschlichen Körpers vorstellen, dann ist Epigenetik, als würde jemand Textmarker nehmen und verschiedene Textstellen in verschiedenen Farben markieren. Textstellen, die besonders wichtig sind, wären dabei beispielsweise in pink markiert, eher unwichtige Abschnitte dagegen blau.

Epigenetische Markierungen sind veränderbar und vererbbar

Das Besondere: Diese Markierungen können wir an unsere Nachkommen weitergeben und (und das macht sie so ganz besonders interessant), können sie durch äußere Einflüsse, wie beispielsweise unseren Lebensstil verändern!
Nun, die epigenetischen Markierungen kommen im Körper natürlich nicht “einfach so” zustande, sondern es bedarf einer komplexen Abfolge vieler biochemischer Reaktionen. Damit alles glatt läuft, benötigen unsere Körperzellen eine gesunde Zellumgebung und auch ganze Reihe von Vitaminen.

Fehlerhafte Epigenetik beeinträchtigt Fruchtbarkeit

Dr Yves Ménézo ist ein bekannter Kinderwunschexperte und Leiter der Meraux Stiftung. In einem Übersichtsartikel, den er 2016 im renommierten Fachmagazin ‘Reproductive BioMedicine Online’ veröffentlichte, beschreibt er, dass die gesunde Fruchtbarkeit unter fehlerhaften epigenetischen Markierungen leidet. Interessanterweise stellt er dabei einen Zusammenhang her zwischen dem Auftreten eben solcher epigenetischer Veränderungen und sogenanntem oxidativen Stress.

Oxidativer Stress führt zu Veränderungen der Epigenetik

Bei oxidativem Stress handelt es sich um ein Ungleichgewicht zwischen freien Radikalen und den Schutzmechanismen des Körpers gegenüber diesen Radikalen.

Oxidative Stress, erklärt Dr Yves Ménézo in seinem Artikel, beeinträchtige gesunde epigenetische Markierungen auf verschiedene Weise:

Einerseits ist es so, dass ausgerechnet die DNA-Stellen, die oxidativem Stress gegenüber sehr anfällig sind, auch wichtige Ziele für epigenetische Markierungen darstellen. Wurden diese DNA-Abschnitte jedoch oxidativ geschädigt, dann werden sie einfach nicht mehr richtig erkannt und dementsprechend auch nicht mehr richtig markiert.
Andererseits gibt es enge biochemische Verflechtungen zwischen den biochemischen Stoffwechselwegen von Glutathion (einem wichtigen körpereigenen Antioxidans), Folsäure und dem Hauptdonor für Methylgruppen, die einen wesentlichen Bestandteil der epigenetischen Markierungen ausmachen.

Wegen der engen Verknüpfung kommt es bei oxidativem Stress leicht zu einem Engpass bei der Bereitstellung von Methylgruppen für eine epigenetische Markierung. Um bei dem Bild von oben zu bleiben – der Textmarker ist quasi leer.
Unser Körper, der bemerkt, dass hier etwas nicht stimmt, versucht das Problem auszugleichen, indem er mehr oder weniger wahllos vermehrt andere Bereich markiert – Sie ahnen es schon: Das ist purer Aktionismus und verstärkt die Problematik eher, als etwas zu verbessern…

Zusammengenommen führt oxidativer Stress so zu einer ganzen Reihe von vererbbaren epigenetischen Veränderungen, die dazu führen können, dass der Kinderwunsch und auch die Gesundheit des späteren Kindes leiden.

Dr Ménézo nennt hierzu ein paar Beispiele

Der Lebensstil des zukünftigen Vaters (der direkt und indirekt über das Level an oxidativem Stress im Körper mit entscheidet) beeinflusst auch die Entwicklung des Embryos und die Gesundheit des Kindes –> Epigenetik !

Besonders väterliches Übergewicht und auch fortgeschrittenes Alter lassen sich mit erhöhtem oxidativen Stress, Veränderungen der DNA-Methylierung und einem erhöhten Krankheitsrisiko in Verbindung bringen –> Epigenetik !

Oxidativer Stress während der Schwangerschaft ändert die epigenetischen Markierungen des sich entwickelnden Kindes und führt zu einem erhöhten Risiko für Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Mütterlicher Diabetes (ebenfalls einhergehend mit stark erhöhtem oxidativen Stress) führt nachweislich sogar zu einem verstärkten Auftreten von Autismus –> ebenfalls Epigenetik !

Und was bedeutet das für Sie?

Bereits deutlich vor einer Schwangerschaft, also bereits bei Kinderwunsch, gilt es, vermehrt auf eine gesunde Lebensführung zu achten. Die empfindlichen Ei- und Samenzellen sollten durch ausreichende Aufnahme von Antioxidantien gut vor einem Übermaß an oxidativen Stress geschützt werden. Obst und Gemüse, wenn möglich aus biologischer Landwirtschaft, stellen hier eine wertvolle Quelle dar. 5 Portionen täglich sollten Sie mindestens davon verzehren.
Zusätzlich sollten Sie zur Unterstützung der epigenetischen Funktion besonders auf eine ausreichende Versorgung mit Folsäure achten.
Wenn Sie unsicher sind, ob Sie im Alltag den Bedarf zuverlässig decken können, bietet Ihnen die Fertilovit® Produktreihe mit einem hohen Gehalt an Antioxidantien und Folsäure die optimale Mikronährstoffunterstützung für Ihren Kinderwunsch!

Referenzen:
https://www.theguardian.com/science/occams-corner/2014/apr/25/epigenetics-beginners-guide-to-everything
Menezo Y, Silvestris E, Dale B, Elder K. Oxidative stress and alterations in DNA methylation: two sides oft he same coin in reproduction. Reprod BioMed On 2016; 33:668-683

Über den Autor

Dr. rer. nat. Birgit Wogatzky

Die Diplom-Biologin und Ernährungsexperting Dr. rer. nat. Birgit Wogatzky befasst sich seit vielen Jahren mit den Bedürfnissen von Kinderwunschpaaren. Für den „fruchtbarkeit-blog“ berichtet sie immer wieder in allgemein verständlicher Weise von aktuellen Forschungserkenntnissen rund um das Thema „Lifestyle und Ernährung bei Kinderwunsch.

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