Normalerweise produzieren die Hoden eines Mannes Samenzellen. Diese mischen sich während ihrer Reise durch den männlichen Genitaltrakt mit Flüssigkeit und werden bei einer Ejakulation durch den Penis abgegeben. Bei einer Azoospermie finden sich im Ejakulat eines Mannes keine Spermien, weswegen diese Erkrankung eine wichtige Ursache für männliche Unfruchtbarkeit darstellt. Eine Azoospermie kann bereits von Geburt an angelegt sein, oder sich auch später im Leben entwickeln.
Man unterscheidet zwei verschiedene Arten von Azoospermie, die auch unterschiedlich behandelt werden müssen:
Obstruktive Azoospermie: Spermien werden produziert, können sich aber wegen eines Verschlusses der Samenwege nicht mit der restlichen Flüssigkeit des Ejakulats mischen. Ungefähr 40 % aller Fälle von Azoospermie sind obstruktiver Natur (Wosnitzer and Goldstein, 2014).
Nicht-obstruktive Azoospermie: Die Spermatogenese ist gestört, dadurch werden keine ausreichende Mengen von Spermien gebildet. Eine Reihe verschiedener Ursachen kann dazu führen. Die Spermienentwicklung kann aufgrund von genetischen Gründen erschwert sein, wie auch durch Strahlenbelastung oder Schadstoffe (Schwermetalle, Chemotherapie), bestimmte Medikamente, hormonelle Störungen oder eine Varikozele.
Eine obstruktive Azoospermie kann mikrochirurgische Maßnahmen zur Herstellung der Durchgängigkeit erforderlich machen. Gut zu wissen: Häufig werden hier minimal invasive Techniken genutzt, die dank fortgeschrittener Methoden, falls nötig in Kombination mit reproduktionsmedizinischen Maßnahmen, wirklich sehr gut Ergebnisse erzielen können (Wosnitzer and Goldstein 2014). Zusätzlich kann die Spermienqualität durch eine antioxidative Behandlung unterstützt werden (Basar et al, 2006)
Bei nicht obstruktiver Azoospermie behandelt der Arzt je nach medizinischem Hintergrund mit Hormonen und / oder anderen Medikamenten, einer operativen Entfernung bei Varikozele, oder aber auch durch Veränderungen des Lebensstils. Stammzell- und Gentherapien befinden sich zurzeit noch im Forschungsstadium, versprechen aber weitere Behandlungsoptionen in nicht allzu ferner Zukunft (Vij et al, 2018). Eine antioxidative Therapie für 3 – 6 Monate ist in vielen Fällen zielführend.
Sollte trotz Behandlung die Spermienmenge im Ejakulat nicht für eine natürliche Befruchtung ausreichen, so kann eine sogenannte Spermienextraktion in einem erfahrenen Kinderwunschzentrum dem Mann zur biologischen Vaterschaft verhelfen.
Referenzen
Başar MM, Kisa U, Tuğlu D, Yilmaz E, Başar H, Cağlayan O, Batislam E. Testicular nitric oxide and thiobarbituric acid reactive substances levels in obstructive azoospermia: a possible role in pathophysiology of infertility. Mediators Inflamm. 2006;2006(3):27458.
Vij SC, Sabanegh E Jr, Agarwal A. Biological therapy for non-obstructive azoospermia. Expert Opin Biol Ther. 2018 Jan;18(1):19-23. doi: 10.1080/14712598.2018.1380622. Epub 2017 Sep 19.
Wosnitzer MS, Goldstein M. Obstructive azoospermia. Urol Clin North Am. 2014 Feb;41(1):83-95. doi: 10.1016/j.ucl.2013.08.013. Epub 2013 Oct 15.