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Einnistung: Wie Sie Ihre Chancen auf eine Schwangerschaft unterstützen können

Mit der Einnistung des Embryos beginnt die Schwangerschaft

Die Einnistung (Nidation, Implantation) setzt den eigentlichen Startschuss für die Schwangerschaft. Sie erfordert ein komplexes Wechselspiel zwischen Embryo und Gebärmutterschleimhaut (Endometrium). In diesem Beitrag erklären wir, was bei der Einnistung passiert und was sie fördern kann.

Was passiert bei der Einnistung?

Nach dem Eisprung wird die Eizelle im Eileiter von männlichen Samenzellen befruchtet, und eine Zygote (befruchtete Eizelle) entsteht. Innerhalb von vier bis fünf Tagen wandert diese Zygote durch den Eileiter in die Gebärmutterhöhle. Während dieser Zeit teilt sich die befruchtete Eizelle mehrfach und entwickelt sich zur sogenannten Keimblase, die aus einer äußeren und inneren Zellgruppe besteht. Aus der inneren Zellgruppe (Blastozyste) entwickelt sich der Embryo.

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Die Blastozyste, bestehend aus einer äußeren Zellschicht und einer inneren Zellmasse, bildet die Plazenta bzw. den Embryo.

Sobald die befruchtete Eizelle die Gebärmutter erreicht, kommt es mit Hilfe verschiedener Signalmoleküle zu einem komplexen Austausch zwischen Embryo und Gebärmutterschleimhaut. Wissenschaftler sprechen von einem „Dialog zwischen Embryo und Mutter“. Davon bemerkt die zukünftige Mutter zu diesem Zeitpunkt allerdings in den meisten Fällen nicht viel.

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Die Gebärmutterschleimhaut besteht aus zwei Schichten: einer permanenten unteren Schicht und einer neu regenerierten oberen Schicht, die während der Menstruation (wenn also in einem Zyklus keine Befruchtung stattgefunden hat) abgestoßen wird. Unter dem Einfluss von Hormonen wie Progesteron und Östradiol entwickelt sich nach dem Eisprung die nährende Schicht der Gebärmutterschleimhaut und ermöglicht so die Einnistung. Für eine erfolgreiche Implantation sollte die Gebärmutterschleimhaut idealerweise eine Dicke von 7–10 mm erreichen.

Stellen Sie sich diesen Dialog als eine Verhandlung vor, bei der die Gebärmutterschleimhaut zustimmt, eine Schutzschicht zu entfernen, damit sich die Blastozyste einnisten kann. Diese Schicht verhindert normalerweise, dass Krankheitserreger eindringen.

Während der Implantation heftet sich die äußere Schicht der Blastozyste an die Gebärmutterschleimhaut und bildet ein Netzwerk fingerartiger Vorsprünge, sogenannte Zotten. Diese Zotten sind mit den Blutgefäßen der Mutter verbunden und stellen so die Versorgung des Embryos mit Nährstoffen und Sauerstoff sicher. Sobald dieser Prozess abgeschlossen ist, ist die Implantation erfolgreich. Sie sind schwanger!

Das Schwangerschaftshormon hCG (humanes Choriongonadotropin) beginnt täglich anzusteigen und erreicht am Ende des ersten Trimesters seinen Höhepunkt. Es ist dieses Hormon, das durch Schwangerschaftstests nachgewiesen wird. Es trägt zur Aufrechterhaltung der Schwangerschaft bei, indem es die Progesteronproduktion aus dem Gelbkörper aufrechterhält und so einen weiteren Eisprung verhindert.

Wo erfolgt die Implantation?

Typischerweise erfolgt die Einnistung im mittleren Drittel der Gebärmutter. Es wird angenommen, dass die Kommunikation über Signalmoleküle den Embryo an einen günstigen Ort führt.

In einigen Fällen nistet sich die Eizelle im unteren Teil der Gebärmutter ein, was möglicherweise zu Komplikationen während der Schwangerschaft und Geburt führt, insbesondere wenn eine Plazenta praevia vorliegt, bei der die Plazenta den Gebärmutterhals teilweise oder vollständig bedeckt.

Bei etwa einer von 100 Frauen implantiert sich die Eizelle außerhalb der Gebärmutter, beispielsweise im Eileiter, was zu einer Eileiterschwangerschaft führt, die aufgrund der Gefahr für die Gesundheit der Frau einen medizinischen Eingriff erfordert. Dies gilt auch für die Implantation in die Bauchhöhle, die noch seltener vorkommt und häufig auf Probleme wie einen verstopften Eileiter oder eine abnormale Gebärmutter zurückzuführen ist.

Was kann die Einnistung und somit die Schwangerschaft behindern?

Es gibt verschiedene Gründe, warum die Einnistung einer befruchteten Eizelle nicht gelingt und eine Schwangerschaft ausbleibt. Dazu gehören bestimmte Erkrankungen bei der Mutter wie Myome, Endometriose oder ein gestörter Zuckerstoffwechsel. Aber auch ein ungesunder Lebensstil kann den Einnistungsprozess beeinträchtigen. Frauen mit Kinderwunsch sollten daher auf Alkohol und Zigaretten verzichten, nicht nur um die Einnistung zu unterstützen, sondern auch um die Entwicklung des Embryos zu schützen. Es ist ratsam, körperlichen und mentalen Stress zu vermeiden und stattdessen Ruhepausen, gesunden Schlaf und ausreichend Bewegung einzuplanen, um den Alltagsstress zu reduzieren.

Lässt sich die Einistung unterstützen?

Leider können Sie den Prozess der Einnistung nicht direkt beeinflussen. Jedoch können Sie Ihrem Körper dabei helfen, sich möglicherweise schneller auf die Schwangerschaft einzustellen, indem Sie regelmäßig Sport treiben, Stress reduzieren, sich ausgewogen ernähren und für eine optimale Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen sorgen.

Es gibt bislang leider nur kleinere wissenschaftliche Untersuchungen darüber, wie bestimmte Vitamine oder Lebensmittel die Einnistung der Eizelle fördern. Dennoch schadet es nicht, einige Vitamine einzunehmen, um gute körperliche Voraussetzungen für die Einnistung zu schaffen. Eine wichtige Rolle bei der Einnistung spielt die Gebärmutterschleimhaut, die eine Eizelle nur aufnehmen kann, wenn sie gut durchblutet, zweischichtig aufgebaut und ausreichend dick ist.

Bestimmte Nährstoffe unterstützen die Nidation, wie beispielsweise:

Vollkornprodukte

Eine Ernährung, die besonderen Wert auf Vollkornprodukte legte, war in einer Studie mit einer höheren Wahrscheinlichkeit einer Lebendgeburt bei Frauen verbunden, die sich einer Kinderwunschbehandlung unterzogen. Die Autoren der Studie führten dies auf einen verbesserten Endometrium-Aufbau mit höherer Dicke am Tag des Embryonentransfers und eine verbesserte Empfänglichkeit des Embryos zurück. Dadurch sei die Wahrscheinlichkeit einer Einnistung deutlich erhöht gewesen.

Wasser

Die Durchblutung der Gebärmutterschleimhaut wird von Experten als sehr wichtig für eine erfolgreiche Einnistung angesehen. Um sie zu fördern ist es neben Nährstoffen wie den eben erwähnten B-Vitaminen wichtig, ausreichend zu trinken. Setzen Sie dabei bevorzugt auf zuckerfreie Getränke ohne Koffein. Auch Empfehlungen wie Entspannung und regelmäßige Bewegung zielen unter anderem darauf ab, die Durchblutung zu optimieren.

Vitamin C und E

Diese Vitamine versorgen die Gebärmutterschleimhaut mit Nährstoffen, damit sich die Eizelle gut einnisten kann.

Vitamin D

Aus Studien zu Frauen, bei denen die Einnistung wiederholt fehlschlägt weiß man inzwischen, dass auch eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D wichtig ist. Ein gesunder Vitamin D Spiegel scheint den oben erwähnten Dialog zwischen Embryo und Mutter zu erleichtern, indem er sich positiv auf die Herstellung bestimmter Signalstoffe in der Gebärmutterschleimhaut auswirkt.

B-Vitamine

B-Vitamine werden für die Homozystein-Entgiftung benötigt. Dabei handelt es sich um ein Abbauprodukt im Stoffwechsel bestimmter Eiweiß-Bausteine. Unter B-Vitamin-Mangel sammelt sich dieses an, weil es nicht ausreichend schnell entgiftet werden kann. Dies wirkt sich negativ auf die Blutgefäße aus, sodass die Durchblutung der Gebärmutterschleimhaut nicht ideal ist.

Zink, Eisen und Magnesium

Eine ausreichende Versorgung mit diesen Spurenelementen ist essenziell für die Fruchtbarkeit und die Entwicklung des Babys.

Folsäure

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Frauen mit Kinderwunsch, täglich mindestens 400 Mikrogramm Folat einzunehmen, da es wichtig für die Schwangerschaft ist. Insbesondere senkt eine gute Versorgung das Risiko kindlicher Fehlbildungen.

Kann man die Einnistung spüren?

Dazu gibt es ganz unterschiedliche Erfahrungen. Einige Frauen bemerken die Einnistung überhaupt nicht, andere spüren ein leichtes Ziehen im Unterbauch. Auch leichte Krämpfe oder Schmerzen im unteren Rückenbereich können Anzeichen für eine Einnistung sein. Manchmal kommt es auch zu leichten Blutungen, wenn sich mütterliche und kindliche Gewebe während der Einnistung zusammenfügen. Dies wird als Nidationsblutung bezeichnet.

Quellenangaben

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Über den Autor

Dr. rer. nat. Birgit Wogatzky

Die Diplom-Biologin und Ernährungsexperting Dr. rer. nat. Birgit Wogatzky befasst sich seit vielen Jahren mit den Bedürfnissen von Kinderwunschpaaren. Für den „fruchtbarkeit-blog“ berichtet sie immer wieder in allgemein verständlicher Weise von aktuellen Forschungserkenntnissen rund um das Thema „Lifestyle und Ernährung bei Kinderwunsch.